
Körpersprache
Körpersprache bezeichnet die nonverbale Kommunikation durch Bewegungen, Haltungen und Ausdrucksformen des Körpers. Sie umfasst Mimik (Gesichtsausdruck), Gestik (Hand- und Armbewegungen), Körperhaltung, Blickrichtung und andere physische Signale. Körpersprache dient dazu, Emotionen, Absichten und Reaktionen zu übermitteln und das ganz ohne Worte zu verwenden.
Bei Hunden ist die Körpersprache das Hauptmittel der Kommunikation, da unsere Vierbeiner keine gesprochene Sprache nutzen. Sie drücken durch ihre Haltung, Bewegung und Verhaltensweisen Gefühle wie Freude, Angst, Unsicherheit oder Aggression aus. Für uns Menschen ist die Fähigkeit, diese Signale zu verstehen, entscheidend, um Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden.
Kurz gesagt: Körpersprache ist das „gesprochene Wort“ des Körpers – bei Mensch und Tier gleichermaßen!

Hunde sind Meister der nonverbalen Kommunikation. Anders als wir Menschen, die uns vor allem auf Sprache verlassen, drücken Hunde ihre Emotionen, Bedürfnisse und Absichten vor allem durch ihre Körpersprache aus. Für uns Hundehalter ist es wichtig, diese Signale zu erkennen und zu verstehen, um unseren Vierbeinern Sicherheit zu geben, Missverständnisse zu vermeiden und sinnvoll auf verschiedene Situationen reagieren zu können.

Warum sollten wir Hunde lesen können?
Die Fähigkeit, die Körpersprache deines Hundes zu lesen, ist nicht nur hilfreich für den Alltag, sondern kann auch Konflikte verhindern. Ob ein Hund ängstlich, entspannt oder gestresst ist, zeigt sich oft in feinen Nuancen, die leicht übersehen werden können. Ein gut geschulter Blick auf diese Signale ermöglicht es dir, auf die Bedürfnisse deines Hundes einzugehen und ihn besser zu unterstützen.
die 4 großen Zustände unserer Hunde

ENTSPANNT
Ein entspannter Hund zeigt eine lockere Körperhaltung ohne sichtbare Anspannung. Er steht, sitzt, läuft oder liegt ruhig, wobei sein Gewicht gleichmäßig verteilt ist.
Der Kopf wird in einer natürlichen Position gehalten, und sein Blick ist weich und freundlich.
Die Ohren sind weder steif noch angelegt, sondern bewegen sich locker oder bleiben in ihrer natürlichen Position.
Die Rute wirkt locker, manchmal schwingt sie leicht hin und her.
Das Maul ist locker geschlossen oder leicht geöffnet, manchmal hängt die Zunge entspannt heraus. Wenn sie sich bewegt, geschieht dies in flüssigen, ruhigen Bewegungen.

ANGESPANNT
Ein angespannter Hund zeigt eine steife, oft nach vorne geneigte Körperhaltung, als wäre er bereit, auf eine mögliche Bedrohung zu reagieren. Seine Muskeln wirken angespannt.
Der Kopf ist häufig starr aufgerichtet, die Augen sind weit geöffnet, mit einem fokussierten Blick.
Die Ohren sind entweder nach vorne gerichtet, um auf ein Geräusch oder eine Bewegung zu achten oder nach hinten gelegt, was Unsicherheit oder Stress ausdrücken kann.
Die Rute wird oft hoch und starr getragen, manchmal mit leichten, ruckartigen Bewegungen. Je nach natürlicher Rutenform, gibt der Grad der Veränderung über den Grad der Anspannung Aufschluss.
Das Maul ist meist fest geschlossen.
Auch die Bewegungen des Hundes wirken oftmals steif und angespannt.

ÄNGSTLICH
Ein ängstlicher Hund macht sich oft klein und versucht, unauffällig zu wirken. Seine Körperhaltung ist geduckt, die Muskeln sind angespannt.
Das Gewicht verlagert sich meist nach hinten unten, als wolle er sich zurückziehen.
Der Kopf ist oft gesenkt, und die Augen wirken groß und unsicher. Häufig ist ein seitlicher Blick mit sichtbarem Augenweiß („Whale Eye“) zu beobachten.
Die Ohren sind meist nach hinten oder seitlich angelegt, was Unsicherheit oder Angst signalisiert. Die Rute wird tief getragen, manchmal eingeklemmt zwischen den Hinterbeinen.
Das Maul ist größtenteils fest geschlossen mit einer nach hinten gezogenen Maulspalte.

AGGRESSIV
Ein offensiv drohender Hund wirkt steif und nach vorn/ oben gerichtet, sein Gewicht verlagert sich oft nach vorn.
Der Kopf ist hoch erhoben oder nach vorne gestreckt.
Die Augen sind weit geöffnet, mit einem festen, durchdringenden Blick, der direkt auf das Gegenüber gerichtet ist.
Die Ohren sind nach vorne gerichtet oder gespannt zur Seite gelegt.
Die Rute wird hoch und starr gehalten, manchmal mit kurzen, schnellen Bewegungen.
Das Maul ist häufig geöffnet, mit gebleckten Frontzähnen.
Oftmals ist aufgestelltes Fell im Bereich des Nackens zu beobachten.
Defensiv drohende Hunde zeigen Aggression aus dem Zustand der Angst heraus. Der komplette Hund wirkt nach hinten unten gerichtet.
Der Kopf wird abgesenkt, die Augen wirken klein und blinzeln häufig, der Blick wird immer wieder abgewandt.
Das Maul ist häufig geöffnet mit weit nach hinten gezogener Maulspalte, sodass nahezu das vollständige Gebiss sichtbar wird.
Oft ist aufgestelltes Fell über den kompletten Rücken zu beobachten.
die Veränderung im Hund
Vielleicht ist dir schon einmal aufgefallen, dass ein freundlicher Labrador anders wirkt als ein freundlicher Airedale Terrier. Das liegt daran, dass beide Hundetypen unterschiedlich gebaut und proportioniert sind. Der Terrier wird es niemals schaffen, so schlacksig und kurvig zu wirken wie der Labrador.
Einfach, weil er ganz anders gebaut ist. Er trägt die Rute zum Beispiel sehr hoch angesetzt, ist sehr steil gebaut und bewegt sich deshalb etwas hölzern und steif - im Vergleich zum typischen Labrador.
Wie kannst du nun dennoch eine verlässliche Aussage zur Körpersprache verschiedener Hundetypen treffen?
Beobachte einfach den "Normalzustand" des Hundes und registriere die Veränderungen im Hundekörper.
Ein Windhund weist zum Beispiel von Natur aus eine etwas in sich zusammengezogene Haltung mit tiefer Rutenstellung auf - beobachtest du jedoch die Veränderung, wird dir schnell klar, wie es um den Gemütszustand des Windhundes aktuell bestellt ist.
Ein Hund mit naturgegebener hoher Rutenhaltung, wie viele Terrier, wirken auch im entspannten Zustand irgendwie aufgeregt, einfach weil sie die Rute von Natur aus hoch tragen. Beobachten wir hier also die Veränderung der Rute, können wir verlässliche Aussagen zum Gemütszustand des Hundes treffen.


beachte die Pfeile
Am verlässlichsten ist es, wenn du die Pfeile im Hund beachtest. Jeder Hund hat 2 Pfeile im Körper. Einen Pfeile der nach OBEN / VORN zeigt und einen der nach UNTEN /HINTEN zeigt.
Je nachdem wie es dem Hund geht, überwiegt der eine oder der andere Pfeil. Bei einem Hund, der unsicher ist, Angst hat, sich unwohl fühlt, der Schmerzen hat oder sich bedroht fühlt, ist der UNTEN /HINTEN Pfeil zu beobachten. Der komplette Hund folgt diesem Pfeil.
Die Ohren, die Maulspalte, das Gesicht - alles wird nach hinten gerichtet. Der Körperschwerpunkt, die Rute, der Kopf wird gesenkt und findet den Weg nach unten.
Je deutlicher du den UNTEN /HIINTEN Pfeil erkennen kannst, desto schlechter geht es dem Hund aktuell. (s. Bild links)
Ein gut gelaunter, entspannter Hund neutralisiert beide Pfeile, sodass kein Pfeil mehr zu erkennen ist. Beide Pfeile heben sich also auf.
Der OBEN /VORN Pfeil lässt den Körperschwerpunkt, den Kopf, die Maulspalte und Ohren eines aufgeregten Hundes nach vorn verschieben. Je höher die Erregungslage eines Hundes, desto höher wird zum Beispiel die Rute gehalten. In der Spitze der Aufregung kommt es schließlich final auch zu Lautäußerungen wie Bellen oder Fiepen. Aufregung kann sowohl durch eine freudige, als auch durch eine negative Motivation entstehen.

Beschwichtigungssignale
Im sozialen Kontext zeigen Hunde bei Konflikten Beschwichtigungsverhalten, die vermutlich dazu dienen sollen, das Gegenüber zu besänftigen und zu demonstrieren, dass man keine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Gegenüber im Sinn hat.
Beschwichtigungssignale können zum Beispiel sein:
- Nasenspiegellecken
- Gähnen
- einen Bogen laufen
- Schnüffeln
- Blinzeln
- Blick abwenden
- Schmatzen

Übersprungverhalten
Findet ein Hund keine Lösung für einen inneren Konflikt, kann es zu Übersprunghandlungen kommen. Diese Ventilhandlungen passen meist nicht in den jeweiligen Kontext und wirken von daher irgendwie unpassend.
Hunde zeigen Übersprungverhalten vermutlich, um ihre Überforderung zu kanalisieren und sich besser zu fühlen - Stress abzubauen und Zeit zu gewinnen.
Typische Übersprungverhalten sind zum Beispiel Gras fressen, sich kratzen, jagen gehen ohne Auslöser, in die Leine beißen, sich wälzen, anspringen oder aufreiten (bei Menschen, Hunden und anderen Tieren).
Bemerkst du ein solches Übersprungverhalten bei deinem Hund, ist es spätestens JETZT Zeit ihm zu helfen und ihm eine Lösung für sein Problem anzubieten.
Übersprungverhalten resultieren IMMER aus einem unlösbaren Konflikt und einem damit einhergehenden Frust des Hundes.
Fazit
Kannst du die Körpersprache der Hunde lesen, bist du in der Lage Situationen jederzeit richtig einzuschätzen und angemessen zu reagieren.
Es ist nicht möglich die Körpersprache des Hundes pauschal, für alle Rassetypen pauschal zu definieren, jedoch helfen dir die Pfeile im Hund, die jeweilige Gemütslage sicher zu beurteilen. Achte auf die Veränderungen im Hund.
Übersprungverhalten zeigen dir zuverlässig einen inneren Konflikt deines Hundes, auf den du sofort reagieren solltest. In konfliktbehafteten sozialen Kontexten kannst du Beschwichtigungssignale deines Hundes beobachten.
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